Brigitte Agstner (acting Director 1978 - 1982)

London, der erste Auslandsposten, war und ist in meinem Herzen nach wie vor an erster Stelle. Angeblich passiert das in unserem "Geschäft"häufig. Zwei Ereignisse haben sich besonders eingeprägt. Schon relativ bald nach meiner Ankunft war eine Konferenz mit Anna Freud und ehemaligen Schülern von Siegmund Freud im KI geplant. Bernhard Stillfried, der damalige Direktor, hat mich damit beauftragt, die Begrüßung und Moderation durchzuführen. Ich erinnere mich, daß ich das mit schlotternden Knien und Herzklopfen gemacht habe. Es war für mich, wie man neuerdings zu sagen pflegt "awesome". Der Inhalt des Symposions ist mir nicht mehr präsent, sehr wohl aber die Tatsache, daß ich überwältigt und auch eingeschüchtert war von der Gegenwart solcher Geistesgrößen, die ich ohne meine Tätigkeit vermutlich nie im Leben getroffen hätte. Anna Freud war eine bescheidene und sehr freundliche alte Dame, die mich auch zu sich dann geladen hat. Ich fühlte mich so privilegiert.....

Das zweite Erlebnis ist sehr persönlich und auch bemerkenswert. Das KI hat oft für österreichische junge Musiker Konzerte in der Wigmore Hall veranstaltet, bei denen diese Künstler erstmals dem englischen Publikum vorgestellt wurden. Und so geschah es auch mit einem Auftritt des Haydn Trios. Ich hatte die Ehre, die Künstler mit meinem kleinen Renault dorthin zu bringen und sie auch wieder gut nach Hause zu chauffieren.

Und da geschah es, auf der Rückfahrt hatte mein kleines Vehikel einen Platten. Und die drei Künstler, Michael Schnitzler, Heinz Medjimoric und Wolfgang Schulz haben mir in ihrem Smoking den Reifen gewechselt! Dieses Ereignis hat dazu beigetragen, dass die Konversation zwischen uns sehr locker wurde....

Ich bin für diese Jahre in London unglaublich dankbar, weil es mir dadurch möglich wurde, mein eigenes kulturelles Wissen zu erweitern und gleichzeitig in die englische Kultur einzudringen. Das war die größte Bereicherung meines damaligen Lebens als junge Kulturdiplomatin, wofür ich bis heute zutiefst dankbar bin.